Meine Spuren

Foto von Gerd Altmann auf Pixabay
Foto von Gerd Altmann auf Pixabay

Mit zunehmendem Alter grübelt Mensch häufiger über die Endlichkeit des Lebens nach. Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr da bin? Was hinterlasse ich, abgesehen von einer Ruhestätte auf dem Friedhof? Dabei meine ich nicht materielle Dinge oder Ersparnisse – davon wird es wahrscheinlich kaum etwas geben. Es geht viel mehr um persönliche, geistige Werte, darum, dass sie nicht nur meinen Angehörigen zugänglich bleiben, sondern auch anderen Menschen, auch wenn sie mich vielleicht nie kannten.

Ich denke da an meine veröffentlichten Bücher. Doch auch sie werden eines Tages veraltet sein und nicht mehr gedruckt werden, zumal sie momentan schon wenig gefragt sind. Wer liest schon autobiografische Werke einer so gar nicht prominenten Person? Dann fallen mir meine Homepage und dieser Blog ein. Was passiert mit ihnen, wenn ich sie nicht mehr pflegen kann? Die Vorstellung, dass all die Texte, die ich im Laufe der Jahre „zu Papier“ gebracht habe, einfach verschwinden würden, macht mich traurig. Es wäre echt schade. Ja, man könnte rechtzeitig beide Websites auf „Kostenfrei“ umstellen, sodass sie im Internet weiter zu finden wären. Aber wer würde das tun, wenn ich es selbst nicht mehr kann? (Wie es aussieht, muss ich mir vorsorglich Gedanken darum machen, wie das alles vernünftig geregelt werden soll, auch ohne mich). Was Facebook betrifft, so möchte ich definitiv nicht, dass mein Account dort bestehen bleibt, sondern gelöscht wird.

 

Ich gebe zu: Ich wünsche mir, dass Menschen sich an mich und mein Tun erinnern, nachdem ich für immer fort bin. Dass sie trotzdem noch erfahren können, welche Themen mich bewegt haben, worüber ich geschrieben habe. Es hat nicht unbedingt die Welt verändert – ich weiß. Doch der gute „Geist“ von mir soll weiterleben, dann kann er möglicherweise sogar ein wenig nachwirken.

 

Ist das etwa ein Anflug von Größenwahn? Oder bloß das normale menschliche Bedürfnis, nach eigenem Tod sichtbare Spuren zu hinterlassen und nicht vergessen zu werden?

Foto von katya10 auf Pixabay
Foto von katya10 auf Pixabay

Kommentar zu „Meine Spuren“ bei WordPress

Avatar von hmkaufmann  hmkaufmann sagt:

 

28. Mai 2025 um 20:04

 

Deine Gedanken sind mir vertraut, liebe Rosa, und ich bin sicher, viele kennen diesen Wunsch, auf der Welt einen Abdruck von sich, von Gedanken und Wünschen zu hinterlassen. Ein „Seht her, ich habe hier gelebt!“ Die nahende Gewissheit der Endlichkeit nagt auch an mir. Dennoch: Auch die berühmtesten, bekanntesten Persönlichkeiten geraten ins Vergessen. Denk an all die leise Gegangenen – auch ihre Leben waren wertvoll, sie haben gelitten oder wurden geliebt und selbst wenn sie gehasst wurden (hoffentlich selten) … nun, die Welt braucht, so scheint es, Bösewichte, damit die Guten ihr Werk vollbringen können.

 

Unsere Bedeutung ist kurzlebig und alles, was wir geben können, sollten wir deshalb sofort und zu Lebzeiten tun. Das letzte Hemd hat wirklich keine Taschen. Nur ganz selten überdauern Ideen und Gedanken Jahrhunderte. In die Ewigkeit schaffen sie es nie. Es zählt einzig das, was wir in unserem engsten Umfeld bewirken, mit unserer Liebe, unserer Hingabe und Leidenschaft, aber auch der Fähigkeit, all das zu empfangen. Ich habe ein Kind erzogen, habe versucht, Werte wie Liebe, Empathie, Zivilcourage zu ‚verankern‘. Dieser Keim wird als Vermächtnis nicht allein von mir weitergetragen. Von Generation zu Generation … dieses Erbe ist möglicherweise das langlebigste, das wir geben können.

 

Ich selbst habe natürlich auch schon über meinen ‚Nachlass‘ nachgedacht. Will so wenig wie möglich Umstände machen oder Kosten verursachen. Sterben ist ein lukratives Geschäft geworden, denn kaum eine andere Lebensphase ist so hochsensibel wie die der Trauer. Meine Verfügung umfasst eine anonyme Feuerbestattung, denn wer mag, kann sich auch ohne Grabstätte erinnern. Irdische Güter von Wert sind kaum vorhanden – andere versuche ich erbenfreundlich frühzeitig zu reduzieren. Meine Pass- oder Kennwörter sind hinterlegt, so können alle Accounts, sollte ich nicht mehr dazu in der Lage sein, gelöscht werden. Das Einzige, das ich letztlich betrauere, sind die Dinge, die ich zu meinen Lebzeiten nicht habe leisten können. Doch sogar diese Reue wird mit mir erlöschen.

 

Wir waren Sternenstaub, Rosa! ✨ Und wir können wieder alles werden …💫

 

LG, Heather

* * *

Avatar von Rosa Rosa sagt:

 

29. Mai 2025 um 10:49 

 

Deinen Worten, Heather, schließe ich mich gern an.

Ein winziges Körnchen Sternenstaub, das zusammen mit anderen zu einem neuen, schönen Planeten wird … Ja, das ist eine tröstliche Vorstellung. Damit könnte ich leben. Ein Paradies im Himmel brauche ich jedenfalls nicht. 

 

Herzliche Grüße

Rosa

 

PS: Liebe Heather, du solltest deinen wunderbaren Kommentar als Beitrag in deinem Blog veröffentlichen, sodass ihn auch andere lesen können. 


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