Drabbles


Keine Faulheit!

Der Samstag galt im Elternhaus als Putztag. Das ganze Haus aufzuräumen, Staub zu wischen und die Böden zu säubern, war mir ein Graus. Man bedenke – im Dorf gab es viel Dreck. Aber ich musste es tun, auch wenn ich erst zwölf Jahre alt war. Mutter duldete keine Faulheit.

Nachdem die Arbeit erledigt war, fühlte ich mich ebenso erledigt, doch auch froh, es wieder geschafft zu haben. Es war ein schönes Gefühl, die sauberen Zimmer noch einmal zu inspizieren und die letzten Kleinigkeiten zu korrigieren. Nun konnte ich mich den Dingen widmen, die mir wirklich Spaß machten.

 

Bis zum nächsten Putztag.


Im Dorf - Für Vegetarier nicht geeignet

Wochenende bei den Großeltern im Dorf.

Ohne Kühe, Schweine, Hühner und Co. ist ein Bauernleben kaum vorstellbar, und meine Kinder wissen ganz genau, woher das Fleisch kommt, das sie gern verzehrten. 

Nach dem Mittagessen wird der vierjährige Paul, ein ziemlich aufgewecktes Kerlchen, unruhig und fängt an, etwas zu suchen. Er wandert durch alle Zimmern, sieht unter allen Betten nach, öffnet alle Schränke.

Als er das Gesuchte nicht findet, setzt er sich in den Sessel und überlegt angestrengt. Dann steht er entschlossen auf und geht zur Großmutter in die Küche.

 

„Sag mal, Oma, habt ihr den schwarzen Kater auch schon aufgegessen?!“


Der Farbmalkasten

Als sie sich langsam nach vorn bückt (diese verdammten Rückenschmerzen!), erkennt Vera endlich den Gegenstand. Ein Farbmalkasten liegt unter der Parksitzbank. Er sieht neu aus! Vera lächelt. Als sie klein war, hatte sie so gern gemalt! Sie erinnert sich noch lebhaft an ihre ersten Aquarellfarben, die bunten Stifte und den schönen, dicken Malblock.

Vera hebt den Kasten auf und legt ihn vorsichtig auf die Bank. Vielleicht findet ihn ein Kind und freut sich darüber!

Am nächsten Morgen öffnet sie wie gewohnt die Lokal-Zeitung. Sie erstarrt, als eine schwarze Schlagzeile ihr direkt ins Auge fällt:

 

Sprengstoff im Farbmalkasten – Zehnjähriges Mädchen getötet!


Nachts

 Ihre Angst war groß. Wird er sie holen, so wie er es fast jede Nacht tat? Nur selten entkam sie ihm. Wenn es ihr manchmal gelang, ihn abzuwehren, konnte es passieren, dass er sie am helllichten Tag, in einem Moment ihrer Unachtsamkeit, doch noch erwischte.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie angestrengt in die Dunkelheit. Nur wachsam bleiben, konzentriert, dann würde sie merken, wenn er kommt. Dann würde sie wieder eine Chance haben, seinen Fesseln zu entfliehen. Eine Chance, zu siegen.

All’ ihre Mühe war jedoch vergebens.

 

Der Schlaf übermannte sie und beförderte sie direkt in die Klauen des Albtraumes.


Meine Liebe so einseitig


Die Haare stehen dir zu Berge,
Du sträubst dich ständig gegen mich,
Doch mag ich dich so furchtbar gerne.
Du jagst mir Stacheln ins Gesicht!

Ich hatte fast ’nen Dorn im Auge!
Warum verstehst du mich denn nicht?
Die Süße, die ich dringend brauche,
Behältst du ganz allein für dich.

Ich bin enttäuscht und noch viel mehr –
Ich bin bedrückt und auch beleidigt.
Was mache ich denn nur verkehrt?
Warum du dich so stur verteidigst?

Meine Liebe sinkt, weil nur einseitig.
Ich komm‘ dir nicht mehr in die Quere!
Ich such‘ mir süße Freude anderweitig.

Du kleine, dicke, reife Stachelbeere.


<
Kommentare: 0