Patriotisch, pervers oder einfach nur hirnlos?

Es scheint, dass in Russland der „kommunistische Kult“ aus der Sowjetzeit durch einen anderen, einen militaristischen Kult, ersetzt worden ist, und man hat den Eindruck, es wird von Jahr zu Jahr heftiger.

Der Staat fährt mit Hartnäckigkeit fort, einen Siegeskult zu verbreiten, als ob in der Geschichte des Landes nie etwas anderes von Bedeutung geschehen wäre. Zu diesem Kult gehören auch die Verherrlichung der Großväter, die gegen Hitler gekämpft haben, und das Feiern der Armee. Einer Armee, die angeblich für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen und unbesiegbar sein soll. Sie ist die beste, sagen die Russen. Wir sind stolz auf unsere Soldaten, sagen sie.
Das Schlimmste an der Sache ist, dass die Opfer dieser neuen Ideologie in erster Linie Kinder sind, die die Behörden mit allen Mitteln versuchen, in einem militaristischen Wahn zu erziehen. Ebenso schlimm – die Eltern machen mit und zeigen es mit ihren absonderlichen Paraden (am 9. Mai zum Beispiel) auf diese Weise.

Bilder, die mehr aussagen als tausend Worte.

 

Seiten aus einem Wandkalender.

Das folgende Video hat mir dann den Rest gegeben. Besser, ich kommentiere es gar nicht.

 

https://tjournal.ru/flood/578499-chelyabinsk-prinyal-estafetu

 

Was sich die Mamis und Papis dabei denken, ist mir ein Rätsel. Denken sie überhaupt? Wollen sie wahrhaftig ihre Kinder in die Schlacht schicken? Ja, man könnte fast meinen – je eher, desto besser.
Es ist zu bezweifeln, dass der Tod so vieler russischer Soldaten im gegenwärtigen Krieg die Herzen ihrer Mütter nun wirklich mit Stolz erfüllt. Oder doch? …

Trotz alledem muss ich sagen und auch betonen, dass nicht alle Eltern in Russland von diesem Wahn besessen sind. Die meisten verurteilen das Treiben rund um den Krieg und Sieg, den seelischen (und gewissermaßen auch körperlichen) Missbrauch der Kinder aufs Schärfste und warnen vor möglichen schädlichen Folgen. Vielleicht zeigen sich diese Folgen schon? Denken wir nur an die Brutalität der russischen Uniformierten in der Ukraine.
Ob die Parade am bevorstehenden 9. Mai ebenso fröhlich und feierlich verlaufen wird wie im Jahr davor? Ob die Eltern immer noch stolz ihre Kinder in Kriegsmontur vorführen, sie in Kinderwagen vor sich herschieben werden? Ob sie irgendwann zu überlegen anfangen, was sie da tun?

 

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