Dann bin ich voller Hoffnung

Ich stelle fest, dass mein Büchlein zwischen den Millionen von anderen Folianten und Lektüren, Romanen und Geschichten immer weiter untergeht, und das macht mich traurig - ganz ehrlich.

Woran liegt es? Ist es schlecht geschrieben? Nach den Feedbacks, sowohl schriftlichen als auch mündlichen zu urteilen – nein.

Ist es zu klein? Ja, klein ist es, mit knapp 80 Seiten.

Hätte ich vielleicht statt einer Novelle einen Roman schreiben sollen?

Das hätte ich machen können, wollte es aber nicht. Meine Absicht war, Lisas Geschichte so zu erzählen, dass der Leser sie nicht aus der Hand legen will, bevor er zu dem letzten Satz gelangt ist. Sie sollte von Anfang bis zum Schluss eine Intensität beibehalten, die ihn mitnimmt und in Atem hält. Die ihn zum Nachdenken anregt ...

Liegt es am Thema? Kindesmissbrauch ... Wir Menschen wollen darüber nichts hören, denn wir meinen ja, unseren Kindern kann so etwas gar nicht passieren.

Oh doch, es passiert, immer wieder und überall. Wie oft hören wir die stummen Hilferufe gar nicht? Oder reagieren nicht, auch wenn wir sie hören? Weil wir es gar nicht glauben können, nicht wahrhaben wollen! Aber wer soll dann den kleinen Lisas dieser Welt glauben und zuhören, wer soll sie in Schutz nehmen? Wer, wenn nicht wir Erwachsene?

Dem Mädchen aus "Andersrum" konnte kein Mensch helfen. Keiner. Das ist das Erschütternde an Lisas Geschichte. Es musste ein

Duh kommen, um sie zu retten. Ein Fremder, dem sie sich anvertrauen konnte und der sie an die Hand nahm und behutsam führte - dahin, wo es wieder Licht und Freude und Leben gibt. Leider werden wir so einen Beschützer nicht in der Wirklichkeit finden. Aber vielleicht brauchen wir ihn auch nicht, vielleicht brauchen wir gar keinen Duh, sondern uns selbst? ... Unsere Augen, unsere Ohren, unseren Verstand, unser Herz? ...

Ich weiß nicht, warum das Buch keine Leser mehr findet. In schlechten Momenten denke ich: "Du hast damit nichts erreicht, es ist nicht angekommen, der kleinen Lisa will kaum jemand zuhören ... Es war alles umsonst ..."

In guten Momenten glaube ich, dass ich doch Menschen mit meiner Erzählung bewegen konnte, denn von denjenigen, die es gelesen haben, bekam ich Rückmeldungen, die mindestens fünf Sterne wert sind :-) Und wenn ich diese Worte einer 14-jährigen lese, dann bin ich sicher - ich habe das Richtige getan. Dann bin ich wieder voller Hoffnung ...

 

Auszug aus einem Kommentar bei LovelyBooks (ich habe mir erlaubt, die paar Schreibfehler zu korrigieren):

 

"... Ich fand das Buch unglaublich schön. Leider passiert das vielen Kindern heutzutage.  Es sollte mehr Menschen wie Duh geben,  der ein Kind so begeistern konnte, dass es durch die schwere Zeit schafft. Der Schreibstil hat mir super gefallen und ich hoffe, dass Rosa noch viele tolle Bücher schreibt. Ich danke dir, dass ich das Buch lesen dufte und eins weiß ich jetzt schon: das Buch werde ich auf jeden Fall nochmal lesen ♡

Lest das Buch!! Nur zu empfehlen!!"

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Kommentare: 4
  • #1

    Geli (Mittwoch, 26 November 2014 20:51)

    Ich hatte es kommentiert, aber nichts von dir gehört. War meine Rezi etwa zu klein, so klein wie dein Büchlein?

    Ich denke nicht. Nach wie vor bin ich begeistert mit was für einem schönen Schreibstil du so eine fürchterliche Geschichte aufgeschrieben hast. So feinfühlig und zart, ich bin nach wie vor berührt davon. Der Buchmarkt ist überschwemmt von Büchern und daher ist es schwer Abnehmer zu finden.
    Ich mag dein Buch, wenn auch der Inhalt sehr schwerg ist. Du bist deinen Weg gegangen und das finde ich wirklich großartig. Du kannst gut schreiben, bist eine talentierte Autorin, davon bin ich fest überzeugt. Gib niemals auf. Gruß von Geli

  • #2

    Rosa Ananitschev (Mittwoch, 26 November 2014 21:55)

    Liebe Geli, so weit ich mich erinnere, hatte ich mich bei Dir bedankt, sowie auch bei den anderen, die mir was geschrieben haben und die ich kenne. Sollte das anders gewesen sein, dann entschuldige ich mich und bedanke mich jetzt ganz herzlich :-) auch für Deinen Kommentar hier.
    Ja, ich weiß, dass es sehr viele Bücher auf dem Markt gibt, aber man macht sich so seine Gedanken und zweifelt an sich - an manchen Tagen, und das war wohl so ein Tag für mich ... Aber sicher geht es nicht nur mir so, auch Du wirst solche Momente kennen ... Und aufgeben kommt nicht in Frage ;-)
    Liebe Grüße
    Rosa

  • #3

    Enya K. (Donnerstag, 27 November 2014 16:21)

    Liebe Rosa,
    ich denke, es ist von allem etwas.
    Einmal das schwierige Thema, das du auf eine so berührende Weise deinen Lesern nahegebracht hast.
    Dann aber auch das „Wegschauen“, dem du ja gerade mit dem Schicksal der kleinen Lisa begegnen möchtest.
    So viel Elend in der Welt, private Probleme, Hektik des Alltags … viele möchten dann sicher „leichte“ Lektüre, auf andere Weise den Problemen entfliehen.
    Zudem ganz real: In der Flut von Literatur, die den Markt überschwemmt, gehen eben die „leisen, kleinen“ Werke oft unter. Man liest bekannte Autoren, möglichst die, von denen man schon einmal etwas gelesen hat oder die einem werbemäßig ins Auge springen.

    Es ist traurig, dass die kleine Lisa so wenig Gehör erhält. Dazu müsste man täglich an …zig Orten werben, Menschen haben, die einen unterstützen, verbreiten, Lesungen arrangieren und, und, und …
    Kaum machbar, denke ich zuweilen. Dann schaue ich auf mich und überlege, was ich schaffe zu lesen. Es ist weitaus weniger, als ich es möchte.
    Wie du dich fühlst, kann ich so gut nachempfinden. Der kleinen Lala ergeht es auch wie Lisa.
    Wir sollten uns an die hoffnungsvollen Tage hängen, in dem Wissen, dass die Botschaft angekommen ist, immer wieder ankommt – wenn auch nur in einem kleinen Kreis.
    Es ist ein Buch der leisen Töne, dennoch so eindringlich und intensiv. Ich bin sicher, dass es – verborgen wie ein kleiner Schatz – immer wieder gefunden wird.
    LG
    Enya

  • #4

    Rosa Ananitschev (Donnerstag, 27 November 2014 17:23)

    Deine Worte, liebe Enya, sind tröstend und auch wahr. So oder ähnlich denke ich auch.
    Das mit "Menschen haben, die einen unterstützen ..." wäre eine gute Sache, speziell mein Umfeld betreffend ... - da ist es leider oft umgekehrt ...
    Aber "verborgen wie ein kleiner Schatz, der immer wieder gefunden wird" - das gefällt mir ;-) So soll es sein - mit "Andersrum" ebenso wie mit "Das Murmelglas".
    Mit herzlichem Gruß
    Rosa