Mitleid oder Schadenfreude?

Wir erinnern uns noch, wie Putin und seine Propagandisten dem Westen und insbesondere Deutschland prophezeit hatten, die Menschen dort werden im Winter ohne russisches Gas frieren und sogar erfrieren? Es gab Geschichten darüber, wie die Deutschen ohne Warmwasser sich nicht mehr waschen können, wie die Berliner den Tiergarten abholzten, um sich zu wärmen, wie hungernde Briten aufgrund der Lebensmittelknappheit Eichhörnchen jagten und verspeisten.

Nun – seit Dezember 2023 ist das russische Internet voll mit Berichten und Videos darüber, wie die Bevölkerung Russlands friert. In mehr als 50 Regionen ist die Heizung ausgefallen, die Rohre platzen, Wasserfontäne tun sich auf den Straßen auf und überfluten sie. Auf den Fotos sieht man, wie die Bewohner sich am Feuer draußen wärmen. Die Zuständigen können kaum etwas dagegen unternehmen, da das ganze System langsam, aber sicher verrottet. An den überwiegend zentralisierten Heizanlagen, die noch aus der Sowjetzeit stammen, wurde seit Jahrzehnten so gut wie nichts verbessert. Sie sind marode und dieser Winter war wohl der letzte Tropfen, der fehlte, bis alles anfing auseinanderzubrechen.

Fernsehsender und Behörden verschwiegen mehrere Tage lang diese Zustände. Dann wurde doch zugegeben, dass fast die Hälfte der Versorgungsnetze in Russland seit langem modernisierungsbedürftig sei. Klar – für die Erneuerung reichen momentan die Mittel nicht, ebenso wie das Personal. Das Geld wird lieber für Waffen, für die Vernichtung der Ukrainer ausgegeben, anstatt für Bedürfnisse eigener Leute, und Facharbeiter werden dringend als Kanonenfutter für den Krieg gebraucht.

In einigen Städten beginnen die Anwohner zu protestieren und Videobotschaften an Putin zu richten. Ob die Botschaften den „Zaren“ erreichen, ist fraglich.

Ich weiß gar nicht, soll ich jetzt vor Schadenfreude in die Luft springen oder doch nur Mitleid empfinden?