„Du hast schon lange nichts in deinem Blog geschrieben“, sagte meine Frau neulich, „und auch gar nicht von dem Tag erzählt, an dem wir statt zu Hause unvorhergesehen ganz woanders gelandet sind.“
Stimmt, habe ich versäumt. Dann ist es wohl höchste Zeit, das nachzuholen.
Die Geschichte fängt damit an, dass wir zwei Anfang des Monats, genauer gesagt am 6. Juli, nach Berlin reisten, um meine Schwester im Heim zu besuchen. (Über diesen Besuch werde ich vielleicht noch gesondert berichten). Am Mittwoch, dem 9. Juli, schauten wir noch kurz bei Aneta vorbei, um Tschüss zu sagen, und traten gegen 11 Uhr die Heimreise an. Unser Navi war bester Laune und versprach uns eine baldige Ankunft um 15.45 Uhr.
Das Navi wollte uns offenbar veräppeln, denn schon nach einer halben Stunde zeigte es die erste Umleitungsempfehlung an, kurz darauf die zweite. Es folgten weitere. Wir mussten runter von der Autobahn und Umwege nehmen, bis schließlich fast gar nichts mehr ging. Drei Stunden später befanden wir uns immer noch irgendwo hinter Magdeburg – das Auto stand fest, unsere Nerven lagen blank. Als wir im Schneckentempo eine Kreuzung erreicht hatten und eigentlich brav nach links abbiegen sollten, so wie alle anderen es taten, beschlossen wir, uns der Masse zu widersetzen und der freien Straße nach rechts zu folgen. Egal wohin – Hauptsache raus aus der riesigen Blechschlange! Eine Weile erfreuten wir uns der hindernisfreien Fahrt, doch die ging leider in die falsche Richtung. Wir hielten am Straßenrand, um zu beratschlagen, wie wir die Situation in den Griff bekommen könnten. Es gab nicht viele Optionen – entweder in die Stau-Hölle zurückkehren oder erst einmal chillen, Tee trinken und auf bessere Zeiten warten.
Ach ja, ihr möchtet bestimmt wissen, was denn da los war. Laut Nachrichten verunglückte auf der A2 ein Lkw, der Ameisensäure transportiert hatte, die sodann das Freie suchte, und zwar in allen Richtungen. Die komplette Bahn musste gesäubert werden und das hieß natürlich: Vollsperrung.
Wir entschieden uns für den Plan C – die sanfte Lösung, durchforsteten das Internet nach Übernachtungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung und wurden schnell fündig. Ein Schlosshotel in Altenhausen lud uns geradezu ein, eine Pause einzulegen. Meine Frau rief dort an, und Bingo – ein Doppelzimmer war noch frei! So konnten wir dem Verkehrschaos entkommen und die schöne Atmosphäre eines alten Schlosses genießen, das übrigens eine lange Geschichte hat. Schon im Jahr 1303 soll die Burg erstmals urkundlich erwähnt worden sein.
Das Personal war ausgesprochen nett zu uns, den zwei Gestrandeten, und die Burger im hauseigenen Restaurant „Alter Speicher“ schmeckten ausgezeichnet.
Die Einrichtung des Zimmers war schlicht, ohne Schnickschnack, ohne goldene Vorhänge, dafür mit einer Portion Spukverdacht. Meine Frau gestand mir am nächsten Morgen, sie hätte sogar mit einem Schlossgespenst gerechnet. Das erschien dann doch nicht, obwohl wir ihm in diesen alten Gemäuern sicher gern begegnet wären.
Nach einem entspannten Frühstück verabschiedeten wir uns von den freundlichen Gastgebern und nahmen den zweiten Anlauf Richtung Heimat. Was soll ich sagen? Dieses Mal gab es keinen Stau, kein Drama, keinen Stress – nur freie Fahrt und Frieden auf vier Rädern. Warum denn nicht gleich so?
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